Estnische Schulen führen Künstliche Intelligenz ein
Estland ist eines der ersten europäischen Länder, das KI-Tools flächendeckend in den Schulunterricht integriert.
Estland ist eines der ersten europäischen Länder, das KI-Tools flächendeckend in den Schulunterricht integriert.
So ist es beispielsweise in vielen Schulen in England verboten, während des Unterrichts irgendwelche Geräte zu benutzen. In Estland gibt es solche Einschränkungen nicht. Mehr noch: Ab dem nächsten Schuljahr werden alle Schülerinnen und Schüler persönliche KI-Konten haben.
Kristina Kallas, Estlands Ministerin für Bildung und Wissenschaft, erklärte während ihres Besuchs in London auf dem Weltbildungsforum: "Ich verstehe den Skeptizismus und die Vorsicht der meisten europäischen Länder gegenüber Mobiltelefonen und neuen Technologien. Der Punkt ist, dass die estnische Gesellschaft viel offener ist und eher dazu neigt, digitale Werkzeuge zu nutzen. Die Lehrerinnen und Lehrer bilden da keine Ausnahme."
Die Initiative wird landesweit unter dem Namen AI Leap durchgeführt. Ihr Ziel ist es, den Lernenden und Lehrkräften kostenlosen Zugang zu den besten KI-Tools zu verschaffen und ihnen zu helfen, die notwendigen Fähigkeiten im Umgang mit generativen Chatbots zu erlernen. Dafür werden unter anderem die Unternehmen OpenAI und Anthropic als Partner eingebunden. Sie werden die kostenlose Nutzung ihrer Dienste ermöglichen, zum Beispiel ChatGPT Edu, das speziell für Bildungszwecke entwickelt wurde.
Auch die Lehrkräfte unterstützen die Meinung von Kristina Kallas. So sagt zum Beispiel Oleg Shvaikovsky, der Direktor der St. Johannes-Schule: "Künstliche Intelligenz verändert die Bildung wirklich grundlegend und radikal. Tatsächlich ist der Wandel, der jetzt durch KI stattfindet, vergleichbar mit den Veränderungen, die mit dem Erscheinen der ersten Enzyklopädien vor 250 Jahren einhergingen. Damals dachte man ebenfalls, Bildung habe ihren Sinn verloren, weil man einfach ein Lexikon aus dem Regal nehmen und Antworten auf alle Fragen finden konnte."
Im nächsten Schuljahr werden zwanzigtausend Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Klassen sowie dreitausend Lehrkräfte an dem groß angelegten Projekt teilnehmen. Ein Jahr später werden weitere Oberstufenschülerinnen und -schüler hinzukommen. Bis 2027 sollen dann insgesamt 58.000 Lernende und 5.000 Lehrkräfte an AI Leap beteiligt sein.
Vor Beginn des neuen Schuljahres werden die Lehrkräfte eine spezielle Schulung zur kompetenten Nutzung von KI absolvieren. Kristina Kallas erläuterte den Plan wie folgt: "In den ersten vier Monaten werden praktische Workshops mit den Lehrkräften stattfinden, um ihnen KI als solche näherzubringen. Im August beginnt dann eine vertiefte Schulung über die Möglichkeiten neuer Technologien im Unterricht. Und im September startet das eigentliche Programm." Besonders viel Wert wird bei der Vorbereitung auf digitale Ethik und Bildungsgerechtigkeit gelegt.
Die estnische Regierung betont, dass das Ziel des Programms nicht darin besteht, Lehrkräfte zu ersetzen, sondern Schülerinnen und Schüler in kritischem Denken, digitaler Kompetenz und dem Umgang mit verschiedenen KI-Modellen zu schulen. Auf diese Weise können die Lehrkräfte selbst entscheiden, in welchen Fächern und Themen KI eingesetzt wird, wie sie am besten integriert werden kann und in welchem Format.
Im Jahr 2022 belegte Estland den ersten Platz unter den europäischen Ländern im PISA-Ranking. Die estnischen Schülerinnen und Schüler erzielten die besten Ergebnisse in Mathematik, Naturwissenschaften und kreativem Denken.
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