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Überprotektion

Was bedeutet Überprotektion

Was bedeutet Überprotektion

Überprotektion ist eine Form der Eltern-Kind-Beziehung, die durch übermäßige Fürsorge und totale Kontrolle über das Kind gekennzeichnet ist. Bei dieser Art der Interaktion in der Familie dominiert ein autoritärer Erwachsener (in der Regel ein Elternteil, aber es kann auch eine Großmutter, ein Großvater oder ein anderes Familienmitglied sein). Er schränkt die Freiheit und Wahlmöglichkeiten des Kindes ein und beraubt es seiner Selbstständigkeit.

Diese Erscheinung wird auch als Überprotektion oder Überbehütung bezeichnet und beschreibt diesen Erziehungsstil vor allem als den Wunsch nach übermäßiger Fürsorge und Kontrolle. Mit anderen Worten, solche Eltern umgeben das Kind nicht nur mit erhöhter Aufmerksamkeit und erfüllen alle seine Bedürfnisse, sondern schützen es auch vor scheinbaren und falschen Gefahren der Außenwelt. Zum Beispiel gibt es Mütter und Väter, die ihre Kinder bis zum 16. Lebensjahr bis zur Schule begleiten, obwohl der Weg dorthin nicht mehr als fünf Minuten dauert.

Überbehütung und Fürsorge: Was ist der Unterschied?

Auf den ersten Blick scheint es nicht schlecht zu sein, wenn die Eltern sich für das Leben ihres Kindes und seine schulischen Leistungen interessieren, sich für seine Schulangelegenheiten engagieren, alle seine Freunde kennen und genau wissen, was es heute zu Mittag gegessen hat. Es ist jedoch ein sehr schmaler Grat zwischen gesunder und notwendiger Sorge und übermäßiger Fürsorglichkeit, der nicht immer leicht zu erkennen ist.

Der wesentliche Unterschied zwischen Überprotektion und angemessener Pflege besteht darin, dass der Elternteil im zweiten Fall in der Lage ist, die tatsächlichen Bedürfnisse des Kindes zu berücksichtigen. Wenn das Kind heranwächst und beginnt, sich selbst und seine Bedürfnisse zu erkennen, muss man ihm die Möglichkeit geben, selbstständig zu handeln. Auf diese Weise lernt es, mit auftretenden Schwierigkeiten fertig zu werden und mit kritischen Situationen umzugehen, unabhängig von den Eltern, ihren Meinungen und Ratschlägen. Aber überfürsorgliche Eltern (meist Mütter) sind in der Regel nicht bereit, sich damit abzufinden, dass das Kind erwachsen wird und keine Autoritätspersonen mehr brennend nötig hat. Sie verfolgen weiterhin seine Bedürfnisse und beeilen sich, sie möglichst schnell zu befriedigen oder zu kontrollieren.

Dabei kann Überprotektion sich unterschiedlich auswirken. Am häufigsten wird sie wie folgt ausgedrückt:

  • Übermäßige Kontrolle: Eltern überwachen genau, mit wem ihr Kind kommuniziert, was es gerade tut, wohin es geht und was es in der Schule macht, welche Kleidung es trägt und welche Freunde es hat. Dabei sind sich überfürsorgliche Erwachsene sicher, dass sie besser wissen, mit wem ihr Kind befreundet sein soll, wie es sich ausdrücken und womit es sich beschäftigen soll. Sie fordern von ihm absoluten Gehorsam und erwarten ständige Berichterstattung über alles.

  • Übermäßige Fürsorge: In diesem Fall erledigen die Eltern die gesamte Arbeit für das Kind, wie z. B. seine häuslichen Pflichten, Schulaufgaben und verschiedene Aufträge. Solche Eltern nehmen besonders scharf zu Herzen die Sicherheit des Kindes, sie beten ihre Kinder buchstäblich an, füttern sie, führen sie an der Hand zur Schule und schätzen die Wünsche ihrer aufwachsenden Kinder gering.

Ja, totale Kontrolle und übermäßige Fürsorge können auf verschiedene Art und Weise ausgedrückt werden. Der Hauptinhalt dieses elterlichen Verhaltens besteht jedoch in ein und demselben: Die Eltern begreifen nicht, dass Kinder ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Gedanken entwickeln. Sie ersetzen diese durch ihre eigenen Bedürfnisse und glauben manchmal aufrichtig, dass es so besser ist. Solche Menschen treffen unbewusst alle Entscheidungen für das Kind, weil sie nicht bereit sind, es in ein unabhängiges Leben gehen zu lassen. Auf diese Weise verlängern sie fälschlicherweise seine Kindheit, aber in Wirklichkeit erlauben sie dem Kind einfach nicht, erwachsen zu werden und auf natürliche Weise zu reifen.

Anzeichen von Überprotektion

Zusätzlich zu den bereits genannten Symptomen können in Eltern-Kind-Beziehungen folgende Anzeichen einer Überfürsorgung auftreten:

  • Ignorieren von Interessen und Vorlieben des Kindes, die Angewohnheit, alles zu entscheiden;

  • Unterdrückung der Initiative des Kindes und Entzug seiner Selbstständigkeit;

  • Unbewusste ständige Angst um die Gesundheit und Sicherheit des Kindes, verursacht durch scheinbare und ausgedachte Gründe;

  • Viele Einschränkungen und die Anforderung an das Kind, sich bedingungslos an die Regeln zu halten;

  • Erhöhte Anforderungen an Schulleistungen, sportliche Erfolge und andere Siege.

Bei gesunden Eltern-Kind-Beziehungen sind Eltern in der Regel auch jederzeit bereit, ihrem Kind zu helfen, sie zeigen Interesse für ihr Kind und sorgen sich um es. Überfürsorgliche Erwachsene sind es jedoch nicht gewohnt, dem Kind zu helfen; sie erfüllen buchstäblich alle Pflichten des Kindes, greifen ohne Grund in seinen persönlichen Freiraum ein und rauben dem Kind die Möglichkeit, eine Entscheidung selbstständig zu treffen oder ein Problem zu lösen.

Arten von Überprotektion

Arten von Überprotektion

Überkontrolle und andere Symptome von Überprotektion können sich je nach vorherrschendem Kommunikations- und Interaktionsstil in der Familie auf unterschiedliche Weise äußern. Psychologen unterscheiden 4 Haupttypen von Überbehütung:

  1. Dominierende. Diese Art der Überprotektion ist die Folge eines autoritären Erziehungsstils. In der Familie hat das Kind nichts zu sagen, niemand interessiert sich für seine Meinung, Bedürfnisse und Wünsche. In solchen Familien wird der Wille von Vater und Mutter bedingungslos ausgeführt, alle ihre Worte werden vom Kind als Grundwahrheit angenommen. Außerdem gibt es ein strenges System von Verboten und Verhaltensregeln. Ungehorsam wird hart bestraft und in der Familie herrschen ständiges Misstrauen und Kritik.

  2. Befördernde. Dieser Typ bedeutet sofortige Befriedigung aller Launen und Wünsche des Kindes. Es wird buchstäblich zum Idol der ganzen Familie, man bewundert es und kann sich an ihm nicht satt schauen. Die Eltern in einer solchen Familie glauben, dass die Bedürfnisse und manchmal sogar die unverhohlenen Launen des Kindes viel bedeutsamer, wichtiger und vorrangiger als ihre eigenen sind. Sie neigen dazu, das Kind zu idealisieren, es vor verschiedenen (und sogar den harmlosesten) Erscheinungsformen der Außenwelt, Entscheidungstreffen und Erledigung alltäglicher Aufgaben zu schützen. Solche Erwachsenen bringen ihren Kindern bei, dass sie besser als andere sind und entwickeln bei ihnen hysterische Persönlichkeitsmerkmale.

  3. Demonstrierende. In einer solchen Situation nutzen die Eltern das Kind, um ihr eigenes Selbstwertgefühl und ihren Status in den Augen anderer zu steigern. Überprotektion ist hier eine Folge der Unsicherheit Erwachsener und ihrer übermäßigen Abhängigkeit von der Meinung anderer Personen. Die Eltern kaufen ihrem Kind die teuerste und modernste Kleidung, schicken es auf ein renommiertes Gymnasium, melden es in Dutzenden von Arbeitsgemeinschaften und Sportvereinen an und fordern von ihm hohe Leistungen und Errungenschaften praktisch in allen Bereichen. Sie nutzen jede Gelegenheit, um anderen Menschen Medaillen, Urkunden und Pokale ihres Kindes zu zeigen. Mit anderen Worten: Für solche Eltern ist das Kind ein Mittel zur Befriedigung ihrer eigenen Ambitionen und unerfüllten Bedürfnisse.

  4. Antriebslose. Erwachsene, die zu dieser Art von Überfürsorgung neigen, können sich nicht damit abfinden, dass ihre Kinder wachsen, unabhängig werden und die Eltern nicht mehr so ​​sehr wie früher brauchen. Sie behandeln ihr erwachsenes Kind weiterhin auf die gleiche Weise: Sie kümmern sich um seine Grundbedürfnisse, gängeln und kontrollieren es. Am häufigsten neigen Frauen zu dieser inerten Überprotektion. Fast jede Mutter möchte für ihr Kind die bedeutendste und wichtigste Person bleiben. Deswegen kann sie es wie im Säuglingsalter behandeln, als es von ihr vollkommen abhängig war.

Somit weist jede der abgesonderten Arten von Überprotektion sowohl gemeinsame Merkmale als auch solche auf, die überwiegend bei ihrer bestimmten Art zu finden sind. Beispielsweise sind die absolute Kontrolle und Unterdrückung der Selbständigkeit des Kindes die auffälligsten Symptome überfürsorglicher Eltern jeglicher Art. Dabei sind überhöhte Anforderungen an Schulleistungen und an Erreichen von Siegen aller Art vor allem für den demonstrierenden Typ der Überbehütung kennzeichnend.

Um eine Neigung zur Überfürsorglichkeit festzustellen und ihren vorherrschenden Typ zu identifizieren, haben Psychologen viele verschiedene Tests entwickelt und erstellen diese auch weiterhin. Mithilfe solcher Fragebögen können Sie Ihren eigenen Erziehungsstil von außen betrachten und beurteilen, inwiefern Ihre Fürsorge für das Kind einer Situation angemessen ist. Die Tests für Überfürsorglichkeit sind frei erhältlich; sie garantieren ein realitätsnahes Ergebnis, verraten Ihnen jedoch nicht die Gründe für den unbewussten Wunsch nach totaler Kontrolle.

Gründe für Überprotektion

Am häufigsten neigen Mütter und Großmütter zu Überprotektion. Die häufigsten Gründe dafür sind:

  • Zwangsängste und als Folge davon erhöhte Ängstlichkeit;

  • Mangel an Liebe und Fürsorge in der eigenen Kindheit;

  • Versuche, die Fehler der Eltern zu kompensieren oder umgekehrt, eine Wiederholung des Familienszenarios;

  • Kompensation eigener Misserfolge, beispielsweise im Berufsleben;

  • Perfektionismus, überspitzte Forderungen an sich selbst, der Wunsch, ein idealer Elternteil zu werden und das "richtige Kind" großzuziehen;

  • Angst vor dem Erwachsenwerden des Kindes.

Ein weiterer häufiger Grund für übermäßigen Schutz ist das Fehlen anderer Interessen und Sinninhalte im Leben eines Elternteils außer dem Kind, besonders wenn es um ein Einzelkind geht. Sehr häufig kommt eine solche Überprotektion in den Familien vor, wo es keinen Vater gibt.

Darüber hinaus werden die Mütter, die sehr lange auf die Geburt ihres ersten Kindes gewartet haben oder während der Schwangerschaft oder Entbindung Komplikationen erlebt haben, oft in eine separate Kategorie von Überfürsorgern eingestuft. In diesem Fall ist ihre Überprotektion physiologisch bedingt.

Unabhängig davon, welche Motive überfürsorgliche Erwachsene haben, führt ihre Überbehütung und totale Kontrolle jedenfalls zu den negativsten Folgen, die sich auf das gesamte Leben der Eltern und ihrer erwachsenen Kinder auswirken können.

Folgen von Überprotektion

Folgen von Überprotektion

Die Hauptgefahr einer Überbehütung besteht darin, dass sie die Entwicklung des Kindes hemmt und das Setzen persönlicher Grenzen verhindert. Dadurch gewöhnen sich Kinder an den Infantilismus. Außerdem werden übermäßige Unruhe und Ängstlichkeit von Erwachsenen auf das Kind übertragen und es entstehen affektive Störungen und andere Beeinträchtigungen. Eine der häufigsten Störungen bei den Kindern überfürsorglicher Eltern ist eine Neurose. Dabei betrachten viele Forscher die Überprotektion als eine der Ursachen für Mutismus bei Kindern, also Sprachbehinderung oder Verlust der Sprechfähigkeit, während diese Fähigkeit physiologisch ausgebildet ist und das Gehör intakt ist.

Natürlich unterscheiden sich die Folgen einer Überbehütung abhängig von der Art von Überprotektion in der Familie des Kindes. Die Mehrheit der Kinder, die unter Bedingungen dominierender Überfürsorge aufgewachsen sind, sind nicht in der Lage, ihre eigene Meinung zu verteidigen, kritisch zu denken oder Entscheidungen zu treffen. Solche Kinder sind es gewohnt, sich bei allem auf ihre Eltern zu verlassen und so zu handeln, wie sie es ihnen sagen. Als Folge befördernder Überbehütung wachsen Menschen mit einer Selbstüberschätzung und einem überwiegend hysterischen Charakter auf. Sie sind aufrichtig davon überzeugt, dass jeder um sie herum ihnen etwas schuldet und verpflichtet ist, sie mit der gleichen Bewunderung und Begeisterung zu behandeln wie einst ihre Eltern. Demonstrierende Überfürsorglichkeit verstärkt sich in der Regel mit zunehmendem Alter des Kindes. Die Eltern unterdrücken immer mehr seine Wünsche, stellen mehr Regeln und Forderungen auf, und das bereits erwachsene Kind wird unsicher, initiativlos und abhängig von der Meinung anderer sein. Antriebslose Überprotektion verhindert wiederum, dass das Kind erwachsen wird und sich moralisch entwickelt, Entscheidungen selbst trifft und sein Leben selbstständig gestaltet.

Man kann auch allgemeinere Folgen der Überbehütung eines Kindes benennen:

  • Selbstunsicherheit;

  • Infantilismus;

  • Erlernte Hilflosigkeit, d. h. die Überzeugung einer Person, dass sie ihr Leben nicht kontrollieren oder zum Besseren verändern kann;

  • Motivationsverlust;

  • Abhängigkeit von der Meinung anderer;

  • Unselbständigkeit und Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen;

  • Egoismus;

  • Asozialität und Anpassungsschwierigkeiten;

  • Vermeidung von Schwierigkeiten und Konflikten statt sie zu überwinden und zu lösen;

  • Angst vor Fehlern.

Es kommt oft vor, dass Kinder vor Überprotektion buchstäblich davonliefen und ihr Zuhause verließen. Die "erstickende" Fürsorge der Eltern trägt nur zur Bildung eines hysterischen Persönlichkeitstyps bei. Darüber hinaus sind Alkohol- und Drogen-, Spielsucht und andere Verhaltenssüchte oft die Folgen von Überbehütung. Die Kinder überfürsorglicher Eltern streben nach Unabhängigkeit und der Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen und den Schutz von Erwachsenen zu verweigern.

Gleichzeitig erstrecken sich die negativen Folgen von Überprotektion auch auf die überfürsorglichen Eltern selbst. Solche Eltern erwarten beispielsweise im hohen Alter von ihrem Kind die gleiche übermäßige Fürsorge und erhöhte Aufmerksamkeit, die sie ihm einst geschenkt haben. Wenn sie dies nicht bekommen, äußern sie Unzufriedenheit und Vorwürfe. Dabei erwarten die meisten Erwachsenen von ihren volljährigen Kindern eine aktive Lebensposition, Selbstverwirklichung, berufliche Erfüllung und Selbstständigkeit. Nachdem sie aber viele Jahre lang alles für das Kind entschieden hatten, nahmen sie ihm die Lust, selbstständig zu handeln.

Darüber hinaus ist übermäßiger Schutz eines Elternteils gekennzeichnet durch:

  • Reizbarkeit;

  • Erhöhte Ängstlichkeit und Unruhe;

  • Ständiges Angstgefühl;

  • Enttäuschung aufgrund der Diskrepanz zwischen seinen Erwartungen und der Realität;

  • Abhängigkeit von der Anerkennung anderer.

Wie erkennt man einen Überbehüter

In der Regel kann man schon an der Sprache eines Menschen eine Tendenz zur Überfürsorglichkeit erkennen. Man trifft beispielsweise am häufigsten die folgenden Markierungsphrasen:

  • Du schaffst es selber nicht!

  • Ich mache es lieber selbst.

  • Was würdest du ohne mich tun?

  • Es ist zu früh für dich, du bist noch klein!

  • Wenn du erwachsen bist, wirst du dann selbst entscheiden.

Es gibt noch andere "Alarmglocken", die darauf hinweisen, dass ein Elternteil überfürsorglich ist. Wenn beispielsweise sein Kind, das keine Entwicklungsstörungen hat, nicht in der Lage ist, sich entsprechend seinem Alter zu pflegen (Manchmal kann es sich darin äußern, dass es einen Löffel nicht halten kann, später kann es nicht Schnürsenkel binden, Hausarbeiten erledigen usw.).

Überfürsorgliche Eltern glauben oft, dass ihr Kind zu verletzlich ist, deshalb versuchen sie, es vor den Erscheinungen der Außenwelt zu schützen, einen "geeigneteren" sozialen Kreis für es zu wählen oder sie verbieten ihm völlig die Kommunikation mit Gleichaltrigen und lassen es nicht allein vor die Tür. Solche Erwachsenen halten ihr Kind möglicherweise auch für kränklich, unaufmerksam oder chaotisch. So erfinden sie unbewusst Ausreden für ihre übermäßige Fürsorge und Behütung, fordern absoluten Gehorsam, die Einhaltung von Regeln und ständige Berichterstattung darüber, ob das Kind gegessen, seinen Rucksack gepackt oder sein Zimmer aufgeräumt hat.

Wie können Eltern aufhören, überfürsorglich zu sein

Wie können Eltern aufhören, überfürsorglich zu sein

Wenn Sie bei sich die Symptome der Überprotektion bemerken, sollten Sie zunächst die Gründe und Ihre eigenen inneren Probleme verstehen, die Sie mit Hilfe totaler Kontrolle und übermäßiger Fürsorge zu lösen versuchen, aber in Wirklichkeit diese befördern. In einer solchen Situation sollten Sie sich am besten an einen Psychologen wenden und mit ihm die mit dem Kind verbundene Angst, Ihre Sorgen und innere Unruhe besprechen. Die ersten Schritte zur Beseitigung schlechter Gewohnheiten - übermäßige Fürsorge, Perfektionismus, Befriedigung der eigenen Ambitionen auf Kosten des Kindes - können Sie jedoch selbst unternehmen. Hier sind einige einfache Tipps:

Tipp 1: Erlauben Sie sich selbst, kein idealer Elternteil zu sein

Überfürsorglich zu sein bedeutet in Wirklichkeit, die Tatsache zu akzeptieren, dass wir alle nicht perfekt sind. Die totale Kontrolle über jeden Schritt des Kindes wird Ihnen nicht dabei helfen, Erziehungsfehler zu vermeiden. Überprotektion mit dem Ziel, sein Kind zu behüten und es vor anderen zu schützen, um es zu einer besseren Version seiner selbst heranzuziehen, ist eine unweigerlich verlustbringende Strategie. Atmen Sie deshalb aus, lockern Sie Ihre fürsorgliche Umarmung und geben Sie sich selbst und Ihrem Kind das Recht auf eigene Interessen, Wünsche und vor allem auf Fehler. Je länger Sie Ihr Kind vor der Außenwelt und ihren Herausforderungen schützen, desto schwieriger wird es für das Kind, sich später als Erwachsener zu sozialisieren und mit der Realität in Kontakt zu bleiben.

Ihre Lieblingsbeschäftigung oder ein Hobby hilft Ihnen dabei. Sie würden doch dem zustimmen, wenn Sie für etwas begeistert sind, sei es Ihr eigenes Geschäft, ein Leseverein, Stricken oder Sport, wird es viel einfacher sein, Ihrem Kind mehr Freiheit zu geben und sich auf Ihre eigenen Interessen zu fokussieren. Dann bleibt praktisch keine Zeit mehr für die totale Kontrolle.

Tipp 2. Bringen Sie Ihrem Kind Selbständigkeit und Initiative bei

Mit dem Älterwerden erkunden Kinder immer mehr die Welt um sich herum und streben nach Unabhängigkeit. Geben Sie sich Mühe, möglichst wenig in diesen Prozess einzugreifen. Sie sollten keine Handlungen statt Ihres Kindes durchführen, wenn es selbst diese tun kann. Seien Sie da für Ihr Kind, unterstützen Sie es, drücken Sie Ihre Hilfsbereitschaft aus, aber nehmen Sie nicht alles selbst in die Hand. Andernfalls verliert Ihr Kind einfach das Interesse daran, neue Fähigkeiten zu erwerben, und im Erwachsensein fällt dies viel schwerer.

Verzichten Sie zunächst darauf, die Hausaufgaben Ihres Kindes mit ihm zu machen, insbesondere wenn er bereits die Grundschule abgeschlossen hat. Dies ist nur dann notwendig, wenn die Kinder selbst darum bitten. In den meisten Situationen verursacht diese Gewohnheit nur Schaden. Es lohnt sich jedoch, bei Grundschülern ihre Hausaufgaben zu überprüfen und sie allmählich dazu bringen, dass sie ihre geleistete Arbeit bald selbstständig bewerten müssen.

Tipp 3. Geben Sie Ihrem Kind das Recht zu wählen

Kinder brauchen Wahlfreiheit, selbst wenn die Grenzen dieser Wahl von ihren Eltern festgelegt werden. Entscheidungsfindung ist eine wichtige Fähigkeit, die in erster Linie in Eltern-Kind-Beziehungen erlernt wird. Deswegen sollten Sie Ihrem Kind die Möglichkeit geben, in verschiedenen Bereichen seines Lebens etwas auszuwählen. Zum Beispiel fragen Sie das Kind, welches T-Shirt es heute tragen oder welche Eissorte es essen möchte. Dabei ist es notwendig, Kindern die Freiheit zu geben, ihre eigenen Fehler zu machen, natürlich innerhalb sicherer Grenzen. Es ist wichtig, das Kind nicht wegen Misserfolgen und Fehlern zu beschimpfen, sondern mit ihm zu besprechen, was man hätte besser machen können. Denken Sie daran, dass keiner etwas gleich beim ersten Mal "perfekt" machen kann. Man sollte lernen, diese Tatsache ruhig und bewusst anzunehmen und zu durchleben.

Darüber hinaus müssen Sie ihm alle Ihre Entscheidungen erklären, die auf die eine oder andere Weise die Interessen des Kindes betreffen und die Position der Erwachsenen begründen. Dadurch wird das Kind Ursache-Wirkungs-Beziehungen aufbauen können und lernen, fundierte und rationale Entscheidungen zu treffen.

Tipp 4: Delegieren Sie Verantwortlichkeiten

Erstellen Sie eine Liste mit den Hausarbeiten für Ihr Kind. Schreiben Sie alles auf, was Sie für ihn tun oder wobei Sie ihm ständig helfen. Zunächst können Sie Ihrem Kind etwas Einfaches anvertrauen, zum Beispiel Müll entsorgen, Geschirr spülen, Spielzeug wegräumen. Später kann die Liste erweitert werden, wenn das Kind die bestehenden Aufgaben bewältigt. Denken Sie daran, dass selbst wenn etwas bei Ihrem Kind nicht so gut klappt, dies kein Grund ist, es zu beschimpfen und seine Arbeit sofort neu zu machen. Seien Sie geduldig und warten Sie nicht auf ein perfektes Aufräumen.

Besonders wichtig ist es, neue Regeln innerhalb der Familie zu besprechen, anstehende Veränderungen zu diskutieren und dem Kind die Möglichkeit zu geben, selbst auszuwählen, welche Hausarbeiten es erledigen möchte (siehe Tipp 3). Wenn es um einen Teenager geht, erwarten Sie keine sofortige Akzeptanz. Versuchen Sie, Ihren Standpunkt zu erklären und einen Kompromiss zu finden.

Tipp 5. Überschätzen Sie sich nicht und denken Sie daran, dass ein Kind eine eigenständige Person ist

Kein Kind ist eine Kopie seiner Eltern. Es ist eine eigenständige Person, der man zuhören und die man verstehen sollte. Man sollte auch Interesse und Respekt für die Hobbys, Gedanken und Entscheidungen des Kindes zeigen.

Es ist auch wichtig zu verstehen, dass die Eltern für ein Kind nicht die ganze Welt ersetzen. Es ist von Freunden und anderen Verwandten umgeben und wird auch im Kindergarten und in der Schule erzogen. Egal wie sehr Sie es möchten, sind Sie also nicht der/die einzige wichtige Erwachsene für Ihr eigenes Kind. Dies ist ein weiterer Grund, Ihr Kind vom Podest runterzunehmen. Natürlich sind seine Bedürfnisse wichtig, aber nicht wichtiger als Ihre. Es wird Zeit, gesunden Egoismus einzuschalten.

Wie man mit den Folgen von Überfürsorglichkeit umgeht

Wie man mit den Folgen von Überfürsorglichkeit umgeht

Um sich von der elterlichen Überfürsorglichkeit zu befreien, sind nur ein paar, allerdings nur auf den ersten Blick, einfache Schritte, nötig:

  1. Ziehen Sie bei den Eltern aus

Der Trennungsprozess des Kindes von seinen Eltern und seine Erlangung der Unabhängigkeit und Autonomie wird als Separierung bezeichnet. Dadurch kann das Kind die Kontrolle über sein Leben selbst in die Hand nehmen.

Interessant ist, dass die Separierung bereits in der frühen Kindheit beginnt, bei überfürsorglichen Beziehungen in der Familie jedoch auch viel später beginnen kann. Zum Beispiel, wenn ein Kind vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben die eigenständige Entscheidung trifft, auszuziehen. Das sollte jedoch keineswegs das Hauptergebnis der Separierung sein, sondern ein Übergang von einer den Eltern untergeordneten Rolle zu einer Beziehung auf Augenhöhe, also "Erwachsener-Erwachsener".

  1. Fangen Sie an, Geld zu verdienen

Die Trennung von den Eltern sollte von gesetzmäßigen Konsequenzen begleitet werden: eigene Arbeit, ein Gehalt, die Erstellung eines persönlichen Budgets. Dies wird Ihnen helfen, den Separierungsprozess abzuschließen. Sie lernen, Ihr Geld selbständig zu verwalten, es nach eigenem Ermessen auszugeben. Und selbst wenn Sie Ihr erstes Gehalt für völligen Unsinn ausgeben, wird das Ihr erster selbstständiger Fehler sein, den Sie beim nächsten Mal höchstwahrscheinlich nicht wiederholen werden.

  1. Treffen Sie Ihre eigenen Entscheidungen

Natürlich können Sie die Eltern um ihre Meinung, einen Rat oder eine Empfehlung bitten. Wichtig ist, dass diese Worte Ihnen helfen, Ihre eigene Meinung zu bilden, und nicht diese automatisch ersetzen. Man sollte bewusst die Entscheidungen treffen, die in erster Linie Ihnen richtig erscheinen, selbst wenn die Eltern damit nicht einverstanden sind. Denken Sie daran, dass die Konsequenzen dieser Entscheidungen allein bei Ihnen liegen. Wenn Sie sich weiterhin ständig auf die Meinungen anderer Menschen, autoritärer Erwachsener, Ihrer Eltern, verlassen, wird die Überprotektion anhalten. Selbst in Ihren persönlichen Beziehungen werden Sie dann zur Wahl eines überfürsorglichen Partners neigen, der die Figur eines bedeutenden Erwachsenen ersetzt.

  1. Zeigen Sie Ihre Gefühle und sagen Sie Ihren Eltern, wie sehr Sie ihre Fürsorge schätzen

Viele Eltern behüten ihr Kind viel zu sehr und umgeben es mit Fürsorge, nur weil sie ihre Liebe nicht verbal ausdrücken können. Es fällt ihnen schwer, direkt zu sagen: "Ich liebe dich" oder "Du bist mir sehr wichtig." Deshalb beginnen sie, das Kind buchstäblich mit ihrer Liebe zu "erwürgen", indem sie diese auf eine für sie nachvollziehbare Weise beweisen. Sie können dem entgegenwirken, indem Sie Ihren Eltern sagen, dass Sie ihre Liebe spüren und ihre Fürsorge wertschätzen, aber dass es manchmal zu viel davon gibt.

  1. Erzählen Sie über Ihre Erfolge

Es ist überhaupt nicht notwendig, nur beeindruckende Siege mit Ihren Eltern zu teilen, denn alles fängt im Kleinen an. Erzählen Sie ihnen, dass Sie einen neuen Job bekommen haben, befördert wurden, Prüfungen erfolgreich bestanden haben, einen Urlaub im Ausland planen und so weiter. Dies hilft Ihren Eltern, mit Ihnen in Kontakt zu bleiben, zu wissen, was in Ihrem Leben passiert, sich aber nicht darin einzumischen und nicht alle Ihre Handlungen zu kontrollieren.

  1. Wenden Sie sich an einen Psychologen

Es ist sehr schwierig, die Folgen einer Überbehütung alleine zu bewältigen, besonders wenn die Eltern nicht zur Separierung bereit sind. Zögern Sie nicht, einen Spezialisten zu kontaktieren. Überprotektion ist eines der häufigsten Probleme in der modernen Gesellschaft, mit dem sowohl überfürsorgliche Eltern als auch erwachsene Kinder, die darunter leiden, regelmäßig zu kämpfen haben. Darüber hinaus können sich die Folgen einer übermäßigen Fürsorge im unerwarteten Moment auswirken, wenn Sie glauben, diese Erfahrung bereits verarbeitet zu haben. Deswegen sind regelmäßige Sitzungen mit einem Psychologen der beste Weg, um die Folgen der Überbehütung zu überwinden, Motivation zu finden, mit der Abhängigkeit von der Meinung anderer fertig zu werden und zu lernen, erwachsene Entscheidungen zu treffen. Ein Psychologe hilft Ihnen herauszufinden, warum sich Ihre Eltern so verhalten haben. Er hilft Ihnen, Ihren eigenen psychologischen Raum wiederherzustellen und gesunde Beziehungen aufzubauen.

Zusammenfassung

Man kann mit Überbehütung fertig werden. Ja, das ist ein langer und schmerzhafter Prozess, aber er wird Ihnen helfen, sich von der erdrückenden Fürsorge Ihrer Eltern zu befreien und, wenn Sie selbst ein überfürsorglicher Erwachsener sind, die Gründe für diese Kommunikationsart mit Ihrem Kind und mögliche Wege herauszufinden, um schlechte Gewohnheiten der Kontrolle und übermäßiger Behütung zu überwinden. Die ersten Schritte zur Verbesserung der Situation können Sie selbst unternehmen. Die Ursachen für überfürsorgliches Verhalten und seine Folgen jedoch vollständig beseitigen, kann man nur mit Hilfe eines Psychologen, der gemeinsam mit Ihnen alle möglichen Faktoren analysiert, die die Familienerziehung geprägt haben.

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