Die Studentin des 2. Studienjahres am Weinberg-College Edgy Ahalar geht um 3 Uhr nachts zu Bett und wacht dann um die Mittagszeit auf. Den größten Teil ihrer Zeit verbringt das junge Mädchen aus Istanbul beim Online-Unterricht, der sich selbstverständlich nach der US-Zeit richtet. So hat die Zeitdifferenz zwischen der Türkei und den USA die Frühaufsteherin zur Nachteule gemacht.
Edgy meint, dies sei eine echte Qual für jeden ausländischen Studenten, der sich während der Pandemie den neuen Studienrealien anpassen muss.
Wie auch viele andere Studierende, die im Ausland leben, fühlt sich Edgy zwischen Skylla und Charybdis: obwohl sie sich physikalisch in einem bestimmten Land befindet, ist sie gezwungen, nach der Uhrzeit eines ganz anderen Landes zu leben.
Der Koordinator der Abteilung für Studentenangelegenheiten Mark Heyr teilte mit, dass im vergangenen Herbst weniger als die Hälfte aller ausländischen Studenten aus dem Bachelor-Studiengang das Online-Studium in ihrer Heimat wahrgenommen haben. Manche von ihnen haben sich bis zum nächsten Winterabschnitt akademischen Urlaub geben lassen. Unter aktuellen Umständen scheint dieser Ausweg für die meisten ausländischen Studenten optimal zu sein.
Viele von ihnen klagten auch über Kopfschmerzen wegen der zu langen Arbeit am Computer, die oft von früh bis 10 Uhr abends dauert. Die Auslastung in Online-Klassen ist viel höher als die beim Direktunterricht, was für die Studenten psychische Erschöpfung zur Folge hat.
In diesem Jahr ist es den ausländischen Studenten des ersten und des zweiten Studienjahres erlaubt, wegen der möglichen Ansteckungsgefahr dem Präsenzunterricht fernzubleiben, weil sie sonst lange Flüge auf sich nehmen und oft umsteigen müssen. Zu einem nicht minder wichtigen Thema sind auch die finanziellen Probleme der Studenten geworden.
Jobmärkte und Studentenklubs, die sonst ein wichtiger Bestandteil des Studentenalltags sind, wurden in diesem Jahr abgeschafft oder sind ganz geschlossen geblieben. Dadurch haben viele Studenten noch mehr Abgeschiedenheit von ihrer Alma Mater gefühlt, so dass manche Karriere-Aussichten aufgegeben werden mussten.
Der Direktor der Abteilung für die Arbeit mit ausländischen Studenten Gitt Vanayn erklärt, er verfolge rund um die Uhr die Mitteilungen der Migrationsbehörde. Zurzeit fällt es ihm schwer, vorauszusagen, wie die Sachlage in einer Woche oder in einem Monat aussehen wird. Da er keine falschen Erklärungen abgeben wolle, könne er jetzt noch nicht vorhersagen, wie lange die Quarantäne-Beschränkungen noch bestehen werden.