Wegen der neuen Welle der Corona-Pandemie sind viele Schulen in der Europäischen Union auch im laufenden Schuljahr geschlossen geblieben.
Alle Pläne, die Schulen wieder einmal zu öffnen, sind aus Angst um die Gesundheit der Schüler gescheitert. Dabei haben die führenden Länder Europas auf die erzwungene Maßnahme der Quarantäne-Verlängerung unterschiedlich reagiert.
Deutschland
Die Bundesregierung ruft die Lehranstalten dazu auf, so lange am Online-Unterricht festzuhalten, bis die Erkrankungsrate zurückgegangen ist. Den Förderschulen wurde hingegen erlaubt, weiterhin offen zu bleiben.
Gleich nach dieser Ankündigung hat eine Gruppe von Lehrern in einem offenen Brief an den Bildungsminister ihre Unzufriedenheit mit dieser Neuerung zum Ausdruck gebracht. Die Lehrer erklärten, dass die Einhaltung der Hygiene-Regeln in den Sonderschulen gerade wegen der Behinderungen schwierig sein wird, die die Kinder dazu zwingen, solche Schulen zu besuchen.
Die Antwort des Bildungsministeriums lautete, falls die Förderschulen geschlossen würden, würden die Eltern mit solchen Schwierigkeiten konfrontiert werden, die sie selbständig nicht mehr bewältigen könnten.
Die Niederlande
In Schulen und Hochschulen der Niederlande ist der Online-Unterricht bis zum 7. Februar verlängert worden. Eine Ausnahme sind die Schüler mit Lernschwierigkeiten und besonderen Bedürfnissen. Man hat ihnen erlaubt, die Schule physikalisch individuell zu besuchen. Auch spezielle Fachschulen bleiben offen.
Der Direktor einer der lokalen Schulen in den Niederlanden Paul Overaker behauptet, dass die Lehrer möglichst schnell zum gewohnten Unterrichtsformat zurückkehren wollen. Trotzdem seien die Sicherheit und die Gesundheit der Schüler von vorrangiger Bedeutung. Die Schulen werden so lange geschlossen bleiben, bis die Erkrankungsrate zurückgegangen ist. Es wäre äußerst unverantwortlich, die Schulen jetzt wieder zu öffnen, meint Herr Overaker.
Italien
Alle italienischen Schulen sind bereits im März 2020 wegen Quarantäne geschlossen worden. Im September jedoch haben die Grund- und Mittelschulen sowie einige Mittelschulen mit Offline-Fernunterricht wieder geöffnet.
Die Landesregierung hat anerkannt, dass der Online-Unterricht für Kinder mit Lernschwierigkeiten keine wertvolle Alternative sein kann. Aus diesem Grunde hat die Regierung für einige Schulen eine Ausnahme gemacht. Dort können die Schüler die Turnstunden nunmehr persönlich besuchen. Diese Entscheidung hat allerdings zum Streit geführt, weil sie mit dem Grundsatz des integrierten Bildungssystems ("gemischte Klassen") in einem Widerspruch steht.
Besonders bemerkenswert ist, dass die Förderschulen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen zurzeit eine Seltenheit in Italien sind. In den 1970-er Jahren begann man nach und nach darauf zu verzichten. Man hat es hingegen bevorzugt, solche Kinder in die allgemeinen Schulklassen einzugliedern.
Frankreich
Während der gesamten Quarantäne haben die Schulen in Frankreich im Online-Format funktioniert. Nach Weihnachten ist das Land wegen der neuen COVID-Welle dem Beispiel der Nachbarstaaten gefolgt und hat die Lehranstalten erneut geschlossen. Die Sorge der Regierung wurde durch den noch gefährlicheren britischen Virusstamm von COVID-19 verursacht, der das Land zu unerwarteten Reformen geführt hat.
Es wurde zum Beispiel beschlossen, dass nach der Wiederöffnung der Schulen alle Kinder, die älter als sechs Jahre sind, medizinische Atemmasken zu benutzen haben, auch wenn sie sich im Freien aufhalten. Die Lehrer sind verpflichtet, alle Räumlichkeiten und die Schulklassen regelmäßig zu lüften.
Kinder mit besonderen Bedürfnissen werden zwar nach wie vor als vorrangige Schüler gelten, sollen sich aber an dieselben Sicherheitsmaßnahmen halten wie alle anderen Schüler. Die Eltern sind berechtigt, ihre Kinder nicht in die Schule zu schicken, wenn sie der Meinung sind, dies könnte die Kindergesundheit gefährden.