Diese Praxis, bekannt als "Zugangsvereinbarungen", zielt darauf ab, für Schüler mit besonderen Bedürfnissen ein gerechteres Umfeld zu schaffen, indem sie es ihnen ermöglicht, ihr volles Potenzial ohne einen begrenzten Zeitrahmen auszuschöpfen. Schüler mit solchen Vereinbarungen nehmen die Prüfung in einem ruhigeren Tempo ab, was ihnen hilft, die Aufregung besser zu bewältigen und ihr Wissen vollständig zu zeigen, insbesondere wenn sie spezielle medizinische Indikationen und Diagnosen haben, wie z. B. Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom oder Legasthenie.
Trotz der offensichtlichen Vorteile stellt ein solcher Trend neue Herausforderungen für Schulen dar, die die Organisation des Prüfungsprozesses anpassen müssen. So kann ein Schüler eine informellere Umgebung für die Prüfung benötigen, z. B. in einer Turnhalle anstelle einer Schulklasse, während ein anderer einen Laptop benötigt, da es schwierig ist, handschriftliche Antworten aufzuzeichnen. Dennoch versuchen Pädagogen, innovative Wege zu finden, um jedem Schüler Unterstützung zu gewähren und gleichzeitig die Integrität und Fairness des Systems zu wahren.
Die Anzahl der genehmigten Zugangsvereinbarungen im Schuljahr 2023/4 ist im Vergleich zum Vorjahr um 12,3% gestiegen und erreichte 625.000, so die englische Prüfungsaufsichtsbehörde Ofqual. In anderen Teilen Großbritanniens ist ein ähnlicher Anstieg zu beobachten: In Schottland stieg die Zahl der Anfragen nach Vereinbarungen von 62.515 im Jahr 2019 auf 91.880 im Jahr 2023, und in Wales stieg die Zahl der genehmigten Vereinbarungen im letzten Schuljahr um 11,1% auf 30.005.
"Die Organisation des Prüfungsprozesses wird zwar schwieriger, aber wir sehen dies als eine Gelegenheit, sich um jeden Schüler zu kümmern und die besten Bedingungen für die Prüfung zu schaffen", sagt Kirsty Mouth, stellvertretende Direktorin der Harrogate Grammar School in North Yorkshire. Neben der zusätzlichen Zeit bieten die Schulen den Schülern die Möglichkeit, Prüfungen in separaten Räumen abzulegen, Laptops und andere Hilfsmittel zu verwenden.
Obwohl es Bedenken hinsichtlich möglicher Missbrauch des Systems gibt, insbesondere in Privatschulen, ist es wichtig, daran zu denken, dass die meisten Pädagogen aufrichtig bestrebt sind, Schülern mit besonderen Bedürfnissen zu helfen. Die Aufgabe des Bildungssystems besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen der Unterstützung solcher Schüler und der Gewährleistung der Chancengleichheit für alle zu finden, und die britischen Schulen arbeiten aktiv in dieser Richtung. Die wachsende Zahl von "Zugangsvereinbarungen" ist ein Beweis dafür, dass das Bildungssystem für die Bedürfnisse jedes Schülers sensibler und aufmerksamer wird, indem es ihnen hilft, Schwierigkeiten erfolgreich zu überwinden und ihre Ziele zu erreichen.