Doch gerade die Akzeptanz des eigenen Körpers und Aussehens gilt als Grundlage für ein gesundes Selbstwertgefühl. Lassen Sie uns untersuchen, wie unsere Vorstellungen von Schönheit entstehen, wie sie sich auf unseren psychischen Zustand auswirken und ob man Selbstliebe gezielt entwickeln kann.
Wie entstehen Vorstellungen von menschlicher Schönheit?

Unsere Auffassungen von äußerer Attraktivität bilden sich unter dem Einfluss kulturell-historischer und nationaler Traditionen sowie von Stereotypen, die in einer bestimmten Gesellschaft vorherrschen, und von Bewertungen, die wir selbst von unserem Umfeld erhalten. So unterscheiden sich Schönheitsideale in verschiedenen Ländern und Epochen nicht nur deutlich voneinander, sondern sind oft sogar völlig gegensätzlich. Dies lässt sich gut an den Werken von Künstlern nachvollziehen, die die Schönheitsideale ihrer Zeit verewigten.
Im antiken Griechenland galten Menschen mit athletischem Körperbau, ausgeprägter Muskulatur, großer Statur und vor allem symmetrischen, proportionalen Gesichtszügen als schön. Im Mittelalter, als die Kirche Askese und Zügelung des Fleisches predigte, war ein dünner Körper das Ideal. Bis zum 16. Jahrhundert wurde Dünnheit jedoch mit Krankheit, Armut und damit auch mit geistiger Beschränktheit assoziiert. So entstand in der Barockzeit dank des niederländischen Malers Peter Paul Rubens ein neuer Schönheitstypus in der Kunst - üppige Körper, voluminöse Formen und markante Gesichtszüge. François Bouche setzte diese Tradition fort (beispielsweise in seinem Gemälde "Das Urteil des Paris" von 1754).
Später kam wieder die Dünnheit in Mode, die bei den Romantikern mit seelischer Zerrissenheit, bevorstehenden Umwälzungen der Weltordnung und Revolutionen - technischer, politischer, sexueller Art - verbunden wurde. Noch lange Zeit blieb Schlankheit ein entscheidender Bestandteil attraktiven Aussehens. Erst jetzt ändert sich die Situation mit dem Aufkommen des Body-Positivity-Trends. Dennoch leben wir in einer Gesellschaft, die weiterhin Schönheitsvorstellungen prägt und das Bild eines perfekten Äußeren vermittelt. Stereotype übernehmen wir in erster Linie aus unserer Familie und unserem engsten Umkreis, wir streben danach, den Normen zu entsprechen, die soziale Institutionen vorgeben - wie Schule, Sportmannschaft, Universität usw. Diese Gemeinschaften wiederum übernehmen ihre Vorstellungen vom Schönheitsideal aus der Massenkultur. Allerdings sind es heute weniger Künstler, die Beauty-Trends setzen und widerspiegeln, als vielmehr Musiker, Schauspieler, Journalisten und Blogger.
Auch wenn es kaum möglich ist, gesellschaftliche Stereotype und Stigmata bezüglich des Aussehens gänzlich abzulegen, können wir doch unsere Einstellung dazu ändern, uns unser eigenes Schönheitsideal schaffen und uns nicht länger aufgezwungenen Klischees anpassen.
Wie unser Aussehen unser inneres Befinden beeinflusst

Oft führt das Bedürfnis, konstruierten Standards zu entsprechen, zur Selbstobjektivierung: Der Mensch nimmt sich nicht mehr als Persönlichkeit mit eigenen Gedanken, Ideen und Plänen wahr, sondern konzentriert sich nur noch auf seinen Körper, sein Gewicht und andere Parameter. Dies führt zur Abwertung der eigenen Leistungen und Charaktereigenschaften. Darüber hinaus löst Selbstobjektivierung verstärkte Ängste und Schamgefühle wegen des eigenen Aussehens aus, was das Selbstwertgefühl und die Stimmung mindert und die Konzentration beeinträchtigt.
Wenn die Unzufriedenheit mit dem Äußeren so stark ist, dass sie ein erfülltes Leben, Arbeiten oder die Konzentration auf andere Dinge beeinträchtigt, handelt es sich um eine psychische Störung. Die Dysmorphophobie ist ein Zustand, der von einer Besessenheit vom Aussehen geprägt ist - genauer gesagt, von der Sorge um eingebildete Makel, die für andere kaum oder gar nicht sichtbar sind.
Nur wer sein eigenes Aussehen akzeptiert und nicht versucht, modischen Standards gerecht zu werden, bewahrt seine psychische Gesundheit. Der Wettlauf um das Ideal führt nicht nur zu Selbstobjektivierung und Dysmorphophobie, sondern auch zu Essstörungen und verschiedenen Formen von Depressionen. Eine positive Wahrnehmung und das Gefühl der Selbstakzeptanz sowie des Respekts vor dem eigenen Körper zu entwickeln, erweist sich als lebenswichtig.
Wie man Stereotype ablegt und ein eigenes Ideal entwickelt

Wir haben bereits festgestellt, dass Vorstellungen von idealer Schönheit eine Kombination aus kulturellen und gesellschaftlichen Stereotypen sind. Um zu bewerten, wie stark diese Ihr Selbstwertgefühl beeinflusst haben, können Sie eine Übung durchführen, die man bedingt als "Befreiung von aufdringlichen Stereotypen" bezeichnen könnte. Ihre Aufgabe ist es, die Ursprünge dieser Denkmuster in Ihrem Bewusstsein zu ergründen.
Schreiben Sie zunächst auf, wie Ihrer Meinung nach das ideale Aussehen aussehen sollte und aus welchen Elementen es besteht. Dazu können Punkte wie reine Haut, große Körpergröße, voluminöses Haar oder lange Wimpern gehören. Es reicht nicht aus, einfach nur "Schlankheit" zu notieren - präzisieren Sie, was Sie damit meinen: dünne Handgelenke, ein flacher Bauch, Kleidergröße S oder am besten XS und so weiter. Stellen Sie dann zu jedem dieser Punkte folgende Fragen:
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"Warum denke ich so?"
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"Wer aus meinem Umfeld oder meiner Familie hat gesagt, dass eine Frau unbedingt eine schmale Taille haben muss?"
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"Stimme ich dem zu?"
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"Werden Menschen, die diesem Kriterium nicht entsprechen, nach meinen Beobachtungen tatsächlich unattraktiver?"
Am praktischsten ist es, diese Übung in Tabellenform durchzuführen. Das könnte etwa so aussehen:
Kriterium
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Warum denke ich das?
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Bin ich einverstanden?
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Große Augen und Lippen
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Das haben meine Freunde immer gesagt.
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Eigentlich nicht, weil…
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Nachdem Sie herausgefunden haben, welche Vorstellungen von außen aufgezwungen wurden und welche Sie wirklich für wichtig halten, führen Sie weitere Übungen durch. Diese helfen Ihnen, sich selbst objektiv zu betrachten und eine einzigartige Sicht auf Ihr eigenes Aussehen zu entwickeln.
- Führen Sie eine Bestandsaufnahme durch
Dies ist ein entscheidender Schritt, um Ihre Einstellung zu sich selbst, Ihrem Körper und Ihrem Aussehen - und damit auch Ihr Selbstwertgefühl - zu verändern. Sie müssen verstehen, was Ihnen an Ihrem Äußeren gefällt und was nicht. Führen Sie diese Übung jedoch nicht durch, wenn Sie gereizt, unzufrieden, gestresst oder ängstlich sind. Warten Sie, bis Sie sich beruhigt haben, und stimmen Sie sich auf die innere Arbeit der Selbstverbesserung und Selbstunterstützung ein.
Listen Sie zunächst einige Schlüsselmerkmale Ihres Aussehens und Stils auf, zum Beispiel große Augen, dünne Lippen, geringe Körpergröße, übermäßige Schlankheit, lockiges Haar oder die Notwendigkeit, eine Brille zu tragen. Stellen Sie sich dann folgende Fragen:
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"Mag ich dieses Merkmal? Fühle ich mich damit sicher?"
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"In welchen Situationen ist es ein Vorteil für mich?"
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"Wann ist es eher ein Nachteil?"
Auch hier empfiehlt sich eine Tabelle:
Besonderheit
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Gefällt es mir?
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Vorteile
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Mängel
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Ich trage wegen meiner Sehkraft ständig eine Brille.
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Höchstwahrscheinlich ja, es ist ein tolles Accessoire, das zu meinem Stil passt und ihn ergänzt
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Ich sehe immer stylisch und geschäftsmäßig aus und habe natürlich alles perfekt im Blick
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Bei kaltem, verschneitem oder regnerischem Wetter ist das Tragen einer Brille unangenehm
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- Bewerten Sie, was Sie ändern können
Was Sie besonders stört, können Sie möglicherweise ändern. Wichtig ist, die Kosten abzuwägen - nicht nur finanziell, sondern auch emotional: Wie viel Kraft, Energie und Zeit würde es kosten, beispielsweise zehn Kilo abzunehmen? Bedenken Sie auch die Konsequenzen, besonders bei medizinischen Eingriffen wie einer Augenlaser-OP, die teuer ist und nicht für jeden geeignet ist. Erstellen Sie auch hierfür eine Tabelle:
Besonderheit
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Kann es Änderungen geben?
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Wie viele Ressourcen werden benötigt?
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Kleinwuchs
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Es ist nicht mehr möglich, die Körpergröße physisch zu verändern, aber durch das Tragen von Kleidung mit einem bestimmten Schnitt und Schuhen mit Absätzen kann man optisch größer wirken.
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Ein paar neue Looks zu ergattern, kostet nicht viel und ich wollte meine Garderobe schon lange auf den neuesten Stand bringen
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Versuchen Sie, die Gefühle, Emotionen und körperlichen Reaktionen zu beschreiben, die mit den Merkmalen verbunden sind, die Sie stören. Zum Beispiel:
Besonderheit
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Emotionen hervorgerufen
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Körperliche Empfindungen
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Ich halte mich immer an die Kleiderordnung und trage hauptsächlich formelle Geschäftsanzüge
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Ich habe immer das Gefühl, dumm auszusehen. Ich fühle mich fehl am Platz
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Ich kann mich nicht entspannen, bin in meinen Bewegungen ständig eingeschränkt
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- Treffen Sie eine Entscheidung
Als nächstes ist es wichtig, die geleistete Arbeit noch einmal mit frischem Blick zu bewerten und zu jedem Punkt dieser Tabellen eine Entscheidung zu treffen. Sie können es ändern, so akzeptieren, wie es ist, oder die Lösung verschieben, beispielsweise wenn Sie sich mental nicht stark genug fühlen oder finanzielle Schwierigkeiten haben. Am sinnvollsten wäre es, noch einmal einen Finaltisch zu erstellen:
Besonderhe
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Lösung
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Erklärung und Aktionsplan
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Ich trage wegen meiner Sehkraft ständig eine Brill
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In der kalten Jahreszeit werde ich Kontaktlinsen tragen
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Ich trage wegen meiner Sehkraft ständig eine Brille
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In der kalten Jahreszeit werde ich Kontaktlinsen tragen
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Ich werde diese Funktion akzeptieren.
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Aber ich werde meine Garderobe mit ein paar Dingen auf den neuesten Stand bringen, die mich optisch größer erscheinen lassen.
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Business-Kleidungsstil
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Ich werde meinen Stil ein wenig ändern, hin zu lässig
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Ich trage formelle Geschäftsanzüge nur, wenn es unbedingt erforderlich ist, beispielsweise bei Verhandlungen oder Vertragsunterzeichnungen.
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Eine solche Bestandsaufnahme Ihres Aussehens wird Ihnen helfen, sich selbst und Ihre einzigartigen Eigenschaften von außen zu betrachten und sich von zwanghaften Gedanken zu befreien, dass Sie irgendwie falsch aussehen oder nicht den Idealen entsprechen. Die Hauptsache ist, dass Sie Ihre eigenen Vorstellungen davon, welche Frisur zu Ihnen passt und welche nicht, in welchem Stil Sie sich wohlfühlen und in welchem Sie sich eingeschränkt fühlen, abgleichen. Darüber hinaus hilft Ihnen das Wissen um Ihre Eigenheiten und einzigartigen Merkmale dabei, sich selbst neu kennenzulernen und Ihre Individualität und Werte zu erkennen. Dann wird es schwieriger sein, Sie zu beleidigen, zu beleidigen oder Ihre Meinung über sich selbst zu beeinflussen.
Noch einige Tipps: Wie man sein Äußeres akzeptiert und lieben lernt

Tipp Nr. 1: Beseitigen Sie äußere Reize
Hier geht es konkret um soziale Medien, wo minütlich neue Fotos von Models mit makelloser Haut ohne eine einzige Falte und schlanker Figur auftauchen. Und obwohl wir alle wissen, dass Photoshop im Spiel ist und dass unzählige Versuche hinter jedem perfekten Bild stecken, wird es dadurch nicht einfacher. Laut einer Studie des Instagram-Teams fühlt sich fast die Hälfte der jungen Nutzer der Plattform unattraktiv. Übrigens wird Instagram gerade wegen des Schönheitsbildes, das es vermittelt, und dessen Auswirkungen auf Nutzer als das schädlichste soziale Netzwerk bezeichnet.
Um sich nicht unnötig verunsichern zu lassen, sollten Sie Ihre Abonnements in sozialen Netzwerken überprüfen und überlegen, wie diese Ihre Wahrnehmung der eigenen Gesichts- und Körpermerkmale beeinflussen. Es lohnt sich, Accounts zu deabonnieren, die einen strikten "Sommer-Bikini-Body" propagieren, ihre Follower dazu anstacheln, nur retuschierte Bilder posten oder sich abfällig über anders aussehende Menschen äußern.
Tipp Nr. 2: Praktizieren Sie Body Neutrality
Wenn Sie noch nicht bereit für Body Positivity sind, versuchen Sie es mit Body Neutrality. Dieser Ansatz bedeutet, eine Beziehung zum eigenen Körper ohne Hass und Aggression aufzubauen. Der Unterschied zu Body Positivity besteht darin, dass Sie objektiv anerkennen, dass Ihr Körper - selbst wenn Sie nicht vollkommen zufrieden mit ihm sind - durchaus 10.000 oder 20.000 Schritte am Tag schafft, ein Krafttraining übersteht oder einen Berg besteigen kann. Mit anderen Worten: Body Neutrality ist ein Kompromiss für alle, die aufhören wollen, ihren Körper zu verurteilen oder sich für ihn zu schämen. Body Neutrality steht Verbesserungen nicht im Weg - Sie können Ihr Aussehen ändern, Unzufriedenheit empfinden und vermeintliche Makel beheben. Wichtig ist nur, dass Sie dabei den Wert Ihres Körpers anerkennen und auf ihn und Ihre aktuellen Bedürfnisse hören.
Tipp Nr. 3: Machen Sie Gesundheit zur Priorität!
Richtige Ernährung, Fitnessstudio und Aktivität sollten nicht nur dazu dienen, attraktiv auszusehen oder Standards zu entsprechen. Dieser Ansatz scheitert meist schnell. Menschen, die verzweifelt versuchen, bis zum Sommer abzunehmen, überfordern sich mit Training und Diäten und geben oft nach wenigen Tagen auf. Setzen Sie sich stattdessen langfristige Ziele wie Körperstraffung, Gesundheitsförderung und machen Sie Gesundheit zum Maßstab. Wenn Sie Sport aus Freude betreiben, werden Sie mit größerer Wahrscheinlichkeit dabeibleiben. Verzichten Sie daher darauf, sich ständig zu wiegen, strikt das Gewicht oder den Taillenumfang zu kontrollieren. Konzentrieren Sie sich lieber darauf, stärker und ausdauernder zu werden, Ihr Immunsystem zu stärken oder etwas Neues zu lernen - Schwimmen, Spagat und Ähnliches.
Tipp Nr. 4: Vermeiden Sie sogenanntes "Fat Talk"
Respektvoll über sich zu sprechen ist entscheidend, um sich selbst lieben und akzeptieren zu lernen. Selbst ironische Bemerkungen wie "Ich bin so fett" verstärken nur Ihre Unzufriedenheit mit dem Aussehen und können Essstörungen begünstigen. Vermeiden Sie daher beleidigende Äußerungen, Selbstabwertung und grobe Vergleiche wie "In diesem Kleid sehe ich aus wie eine Kuh".
Tipp Nr. 5: Geben Sie dem inneren Kritiker nicht nach
Immer wenn Sie denken "Ich bin nicht schön genug", fragen Sie sich: "Für wen nicht?" Denken Sie daran, dass dies oft fremde Standards sind, die nichts mit Ihnen zu tun haben. Ersetzen Sie Selbstkritik durch freundliche, unterstützende Worte. Achten Sie auf die inneren Aspekte von Problemen und täuschen Sie sich nicht selbst, indem Sie Gefühle als Fakten hinnehmen. Sagen Sie besser "Ich fühle mich unattraktiv" statt "Ich bin hässlich".
Denken Sie daran: Selbstakzeptanz ist keine sofortige Verwandlung. Seinen Körper zu lieben und zu respektieren ist eine tägliche Entscheidung, die Zeit, mentale und physische Energie erfordert. Befolgen Sie die Ratschläge der Lectera-Experten und wiederholen Sie regelmäßig Übungen, um Ihr Äußeres objektiv zu betrachten. Dieses Wissen wird Ihnen Halt geben, Ihr Selbstwertgefühl stabilisieren und Ihr Selbstvertrauen stärken.